05.02.2018
N° ONE-Redaktor Stephan Gubler ist kein Weg zu weit, um das Driften auf Schnee und Eis zu erlernen. In Schwedisch Lappland kam er dabei mächtig ins Schwitzen.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Genau so ist es. Also liebe Freunde des gepflegten Drifts, denkt daran: ich bin voreingenommen. Ja, ich stehe dazu, ich mache Werbung für ein Event. Schamlos, direkt und offen. Der Grund: Er hat mich süchtig nach mehr gemacht. Neugierig? Gut, dann lest doch mal los!
Februar 2017. Abflugort Stuttgart, Destination Arvidsjaur. Ja, richtig gelesen, der Ort ist ein echter Zungenbrecher. Ein Kaff mitten in der schwedischen Provinz Lappland. Dass dort überhaupt ein Flieger landen kann, oder besser noch, will, ist ein kleines Wunder. Beim Einsteigen in Stuttgart kommt schon die Erklärung. Alles Mitarbeiter von Autoherstellern, Reifen- und Auto-Elektronik-Firmen. Und eben ein paar adrenalinhungrige Ice-Drifter. Erstere gehen dorthin, um ihre Autos, elektronischen Helferlein à la ABS, ESP und TC und neusten Gummis unter garstigsten Umständen auf Herz und Nieren zu testen, bevor diese überhaupt vorgestellt werden. Zweitere, um Spass zu haben, aber nicht nur das.
Zeit wollen wir keine verlieren, in Lappland wird es früh dunkel und noch später hell... Also gehts direkt vom Flughafen Arvidsjaur mitten ins Niemandsland. Hier sagen sich nicht mal mehr Fuchs und Hase Gutenacht. In dieser tief verschneiten Pampa kreuzen höchstens ein paar Rentiere den Weg. Aber kurz nachdem wir von der Strasse abbiegen, wartet ein weisses Paradies auf uns!
Wie gross das Gelände ist, verrät schon alleine die Tatsache, dass die Veranstalter Replicas von echten Grandprix-Strecken auf die zugefrorenen Seen gezaubert haben. Der deutsche Ex-Rennfahrer Danny Pfeil hat hier mit seinem European Speed Club sein Winterlager aufgebaut. Und das ist vom Allerfeinsten.
Eine Armada der aktuellsten Porsches steht bereit für die Teilnehmer. Das Ice-Drifting-Team um Pesche Kupferschmied nimmt schon ein paar Stunden nach der Landung am Airport Platz in den Zuffenhausener Sportwagen. Vom 718 Boxster und Cayman, 911 Targa 4S über den 911 GT3 bis zum Cayman GT4 Clubsport-Rennwagen ist alles da. Ich komme mir vor wie im Stuhlspiel Reise nach Jerusalem. Kaum ist das letzte Briefing-Wort gesprochen, eilen die Teilnehmer zum Porsche ihrer Wahl. Ich auch, denn ein GT3 soll es sein. Den durfte ich nämlich bis anhin noch nicht einmal auf nicht-verschneiten oder -vereisten Strassen bewegen.
Ich bin noch keinen Meter gefahren, doch pumpt das Herz schon ganz heftig. Unter der tief stehenden Sonne zaubern wir die ersten Drifts auf die dicke Schneedecke. Jeder Gasstoss des 6-Zylinder-Boxers wirkt wie ein Freudenschrei. Noch leicht zögerlich, aber schon mit recht ausgestelltem Heck drehe ich die ersten Runden um einen Pylonenkreis. Natürlich wird mein Übermut schon kurz danach mit dem ersten Kreisel um die eigene Achse belohnt. Ach ja, fast hätt’ ichs vergessen: Genau diese elektronischen Helferlein, welche die Ingenieure hier entwickeln und testen, dürfen nicht nur ausgeschaltet werden: sie müssen! Schon nach wenigen Minuten bin ich am Schwitzen und muss mich schnellstens meiner Daunenjacke entledigen. Ja, im GT3 ist T-Shirt-Wetter.
weiteres erfahrst du im Number ONE SPOTLIGHT …
Text: Stephan Gubler
Fotos: Claus Tews, Stephan Gubler